Willkommen im Jahr 2024! Also, theoretisch. Praktisch fühlt es sich für viele von uns Frauen oft immer noch oder – schlimmer noch – wieder an, als hätten wir eine Direktverbindung ins Jahr 1950. Ja, es gibt sie: die Mutigen, die Lauten, die Unbequemen. Diejenigen, die sich dem patriarchalen System lautstark widersetzen und täglich für Veränderung kämpfen. Aber Hand aufs Herz: Der Großteil von uns wurde wie ein braver Labrador darauf trainiert, zu gefallen. „Will to please“ – programmiert auf allen Ebenen. Und alle machen mit: Ursprungsfamilie, Schulen, Werbung, Arbeitgeber, Religionen… was für eine frustrierende Scheiße das ist.
Natürlich, es wäre viel einfacher, sich dem System einfach zu fügen. Schön brav mitspielen, die eigenen Bedürfnisse, Träume und Überzeugungen über Bord werfen und das Leben einfach so hinnehmen, wie es ist. Aber hast du dir mal die Frage gestellt: Was ist der Preis, den wir dafür zahlen? Tag für Tag, jede Einzelne von uns?
Oder, wie Simone de Beauvoir einst so treffend sagte: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.“ Wir werden in eine Gesellschaft hineingeboren, die uns in Rollen zwängt, die uns wenig Raum zum Atmen lassen. Wir kämpfen Tag für Tag, uns diesen Raum zurückzuerobern. Und das bringt uns zur Frage, die wohl jeder Frau schon mal – direkt oder subtil – gestellt wurde: „Wann ist eine Frau eine Frau?“
Ist es, wenn wir die Erwartungen anderer erfüllen? Wenn wir das perfekte Gleichgewicht zwischen Karriere, Familie und einem makellosen Äußeren finden? Wenn wir still und freundlich bleiben, auch wenn wir innerlich schreien? Oder ist es, wenn wir lernen, unsere eigene Definition von Weiblichkeit zu leben, frei von den Erwartungen und Zwängen, die uns die Gesellschaft auferlegt?
2024 – oder doch 1950?
Wir schreiben das Jahr 2024, und Frauen klopfen sich gegenseitig auf die Schulter, weil sie endlich den Mut gefunden haben, ihren Partner zu fragen, ob er sich bitte mal am Wochenende um das Kochen kümmern könnte. Du denkst, das ist ein Einzelfall? Dann solltest du vielleicht genauer hinhören. Lausche den Gesprächen der Frauen in deiner Familie, im Freundeskreis oder deinem Umfeld. Hör wirklich mal zu, was sie über ihren Alltag sagen. Über das Leben als Frau im Jahr 2024. So viel hat sich nämlich gar nicht geändert, trotz Instagram-Reels und TikTok-Clips über „Red Flags“ und „TikToxic“.
Ja, es ist witzig, wenn wir auf TikTok die ironischen Kurzvideos sehen. Aber hier ist die bittere Wahrheit: Das ist unsere Realität. Jeden. Einzelnen. Tag. Nur weil wir das Ganze mit einem gezwungenen Lächeln quittieren, eine Augenbraue hochziehen oder ein paar sarkastische Kommentare abgeben, heißt das noch lange nicht, dass wir damit chico sind. Ganz im Gegenteil.
Wie Virginia Woolf einst schrieb: „Eine Frau muss Geld und ein eigenes Zimmer haben, wenn sie schreiben will.“ Und das gilt heute nicht nur für das Schreiben, sondern für jegliche Art von Selbstbestimmung und Freiheit. Doch wie viele von uns haben in einer patriarchalischen Welt wirklich diesen Raum?
„Alte weiße Männer“ – mehr als nur ein Meme
Der Begriff „Alte weiße Männer“ ist nicht ohne Grund entstanden. Es geht nicht darum, einer bestimmten Generation auf die Füße zu treten. Nein, es geht um eine Denkweise, die tief in unserer patriarchalischen Gesellschaft verwurzelt ist. Eine Denkweise, die uns Frauen seit Jahrzehnten klein hält, gefangen in Rollenbildern, die wir längst über Bord werfen wollten. Und die Ironie? Manche Frauen haben diese Denkweise sogar selbst übernommen. Willkommen in 2024… äh, Moment, war es nicht doch eher 1950?
Wir haben keinen Bock!
Wir haben keinen Bock mehr auf Penisbilder in unseren Postfächern. Keine Lust mehr auf übergriffige Nachrichten. Wir sind es leid, uns immer und immer wieder kleinmachen zu müssen, nur um den Frieden zu wahren. Wir haben keinen Bock, uns ständig von Männern erklären zu lassen, was wir tun dürfen und was nicht. Wo unsere persönlichen Grenzen zu sein haben. Wie unser Körper aussehen soll. Was wir tragen dürfen. Wie lange unser Haar zu sein hat. Ganz ehrlich: Wir sind fertig mit dem Mist.
Diese maßlose Selbstüberschätzung mancher Männer? Das ist der Stolperstein der fragilen Männlichkeit. Kein Wunder also, dass viele Frauen lieber den Bären im Wald wählen, als den Typen, der glaubt, er sei Gottes Geschenk an die Welt. Aber anstatt mal innezuhalten und sich selbst zu reflektieren, gehen diese Männer lieber weiter unreflektiert auf uns los.
Hier kommt die Erkenntnis: Wir sind keine gefälligen Wesen, die dazu da sind, sich anzupassen. Wir sind wild. Wir sind stark. Wir nehmen uns, was uns zusteht. Das Bild der Frau, die sich zurückhält und im Hintergrund bleibt, entspricht nicht unserer Wahrheit. Nein, wir brechen aus, wir fordern unseren Raum – ohne Entschuldigung und ohne Zurückhaltung. Wir sind keine Marionetten des Systems, wir bestimmen selbst, was wir wollen, was wir brauchen und was wir nicht akzeptieren.
Wie Emma Goldman schon so treffend feststellte: „Wenn ich nicht tanzen kann, ist das nicht meine Revolution.“ Und genauso wenig ist es unsere Revolution, wenn wir uns weiterhin kleinmachen sollen, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Nein, wir tanzen, wie wir wollen – und wir tanzen, um uns selbst zu feiern.
Die harte Wahrheit: Wir schulden niemandem etwas.
Und hier kommt die eigentliche Bombe: Wir schulden keinem Mann auf dieser Welt irgendetwas. Wir kommen nicht mit einer Bringschuld auf die Welt. Wir sind nicht schwach, wir sind nicht weniger wert. Wir definieren unseren Wert selbst. Wir bestimmen über unseren Körper, unsere Karriere, unsere Zukunft. Die Erwartungen der Männer? Das sind ihre Erwartungen. Und somit genau das: ihr Problem, nicht unseres.
Große und kleine Schritte – den eigenen Weg finden
Jede von uns geht diesen Weg anders. Es sind nicht immer die großen, lauten Schritte, die zählen. Manchmal fängt es damit an, dass du einfach „Nein“ sagst, wenn jemand versucht, dir seine Erwartungen überzustülpen. Oder dass du die Entscheidung triffst, deinen Traum zu verfolgen, obwohl alle um dich herum zweifeln. Vielleicht bedeutet es für dich, mehr Zeit für dich selbst einzufordern oder einfach mal für ein Wochenende die Füße hochzulegen, ohne schlechtes Gewissen.
Das Wichtigste ist: Jede Frau findet ihren eigenen Weg, ihre Stimme wiederzufinden. Manche tun das durch große Veränderungen, durch den Wechsel des Jobs, das Ende einer ungesunden Beziehung oder indem sie endlich ihre lang gehegten Träume verfolgen. Andere Frauen finden ihre Stimme in kleinen, aber bedeutsamen Schritten – indem sie lernen, ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen, ihre Grenzen klar zu setzen oder die kleinen Erfolge des Alltags zu feiern.
Wie Maya Angelou so kraftvoll sagte: „Ich erhebe mich.“ Genau das tun wir. Jeden Tag, ob in großen Schritten oder kleinen, leisen Momenten – wir finden unsere Stimme und schreiben unsere eigene Geschichte.
Also, Ladies, lasst euch nicht kleinreden und nehmt euch den Raum, den ihr verdient. Wann ist eine Frau eine Frau? Sobald sie sich ihre eigene Stimme zurückerobert hat und anfängt, nach ihren eigenen Regeln zu leben. 1950 kann seine veralteten Ideen gerne behalten – wir leben jetzt. Und wir leben für uns.